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Interviews

Neues Forschungsprojekt QuaSiModO gestartet

Schon bald sollen Quantencomputer hochkomplexe Rechenaufgaben extrem schnell lösen. Damit stellen sie bereits heute eine Bedrohung für die aktuellen Verschlüsselungsalgorithmen dar.

Im Forschungsprojekt QuaSiModO (Quanten-Sichere VPN-Module und -Operationsmodi) werden neuartige quantenresistente Algorithmen untersucht, getestet und in VPN-Standards sowie VPN-Implementationen umgesetzt. genua ist Verbundkoordinator und durch Stefan-Lukas Gazdag im Projekt vertreten. Im Interview beantwortet der Kryptografie-Experte Fragen zu den Forschungsinhalten.

genua hat das Thema „Folgen des Quantencomputers für die IT-Sicherheit“ schon früh erkannt. Warum?

Stefan-Lukas Gazdag: Als Anbieter von Lösungen für IT-Hochsicherheit verfolgen wir neue Entwicklungen in der Netzwerktechnik und Netzwerksicherheit genau. Vor etwa zehn Jahren sind wir zum ersten Mal auf den Begriff der „Post-Quantum-Kryptografie“ gestoßen. Damals haben wir begonnen, uns auf die Bedrohung durch große Quantencomputer vorzubereiten. Der erste Schritt war das Forschungsprojekt squareUP, bei dem wir quantenresistente Signaturen für Software-Updates zur Praxisreife gebracht haben.

Kann QuaSiModO auf das Forschungsprojekt squareUP aufbauen? Wo liegen die Unterschiede?

Stefan-Lukas Gazdag: squareUP brachte uns wichtige Erkenntnisse zur Nutzung quantenresistenter Verfahren in der Praxis, allerdings mit Fokus auf digitale Signaturen und die Anwendung von Software-Updates. Bei QuaSiModO geht es um die Absicherung der Kommunikationsprotokolle mit geeigneten Schlüsselaustauschverfahren. Diese ist deutlich komplexer, der Austausch mit einer quantenresistenten Alternative entsprechend diffizil.

Das Forschungsprojekt QuaSiModO ebnet den Weg zum Praxiseinsatz quantenresistenter Verschlüsselung.

Bei QuaSiModO wirken verschiedene Forschungspartner mit. Wie sieht die Zusammenarbeit konkret aus?

Stefan-Lukas Gazdag: Mit ADVA und genua arbeiten zwei Spezialisten für sichere Kommunikation an ähnlichen, aber dennoch verschiedenen Problemstellungen auf unterschiedlichen Netzwerkebenen. Die Ludwig-Maximilians-Universität München unterstützt beide Partner organisatorisch und hinsichtlich verschiedener Aspekte wie der Bewertung kryptografischer Verfahren oder Sicherheitsbeweise. Fraunhofer AISEC stellt in diesem Konsortium den Advocatus Diaboli, untersucht also die Ergebnisse kritisch auf Angriffsmöglichkeiten.

Was sind die Forschungsziele bis zum Projektende im Jahr 2022?

Stefan-Lukas Gazdag: Insbesondere soll das Projekt bei der Erweiterung existierender Protokolle helfen. Wir wollen mögliche Lösungen im Detail untersuchen und so die Standardisierungsgremien mit Analysen und Vorschlägen bei einer Entscheidungsfindung unterstützen. Wichtige Aspekte dabei sind die Praktikabilität der Lösungsansätze und die Sicherheit in der Praxis.

Danke für das Gespräch.

Das Projekt QuaSiModO wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.